Kapitel 8 Standortfaktoren & aktuelle wirtschaftspolitische Themen

Neben den in den vorherigen Kapiteln diskutierten Aspekten sind auch gewisse Standortfaktoren und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen zentral für den Unternehmenserfolg. Dieses Kapitel beleuchtet, wie die befragten Unternehmen Faktoren beurteilen, welche durch politische Massnahmen beeinflusst werden.

8.1 Standortfaktoren

In der Abbildung 8.1 sind solche wirtschaftspolitischen Faktoren - geordnet nach der ihnen beigemessenen Bedeutung - dargestellt. Eine gute verkehrstechnische Erreichbarkeit stellte sich hierbei als wichtigster Faktor heraus (Durchschnittswert: 4.2), wobei auch dem diesbezüglich existierenden Angebot eine sehr hohe Qualität bescheinigt wird (Durchschnittswert: 4.1). Nach der Verkehrsanbindung folgen nahezu gleichauf die Steuerbelastung sowie die Infrastrukturkosten. Während die Qualität der Infrastrukturkosten tendenziell positiv bewertet wurde (3.5), schneidet die Qualität der Steuerbelastung relativ zur Qualität staatlicher Leistungen leicht unterdurchschnittlich ab (2.9). Diese beiden Faktoren sind auch die einzigen, bei denen die Wichtigkeit von den Befragten höher bewertet wurde als die Qualität. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass in diesen Bereichen Handlungsbedarf verortet wird.


Abbildung 8.1: Bedeutung von Standortfaktoren

Als eher unwichtig scheinen die Unternehmen familienexterne Betreuungsangebote sowie die Sozialpartnerschaft zu betrachten. Positiv hervorzuheben ist dagegen, dass die Unternehmen den regionalen Bildungseinrichtungen eine relativ hohe Qualität zuschreiben. Gleichzeitig wird ihnen aber insgesamt eine untergeordnete Wichtigkeit beigemessen. Ausnahmen bilden die Branchen «Information & Kommunikation» sowie der Industriesektor. Diese beiden Bereiche sind es auch, die neben dem Gesundheitsbereich besonders häufig im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel genannt werden.

Ein weiteres, regelmässig diskutiertes Thema auf der politischen Agenda sind Bewilligungsverfahren. Die Einschätzungen der befragten Unternehmen zum damit verbundenen Aufwand können Abbildung 8.2 entnommen werden.

Abbildung 8.2: Aufwand für Bewilligungsverfahren

Auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch) wurde der Aufwand bei Bewilligungsverfahren mit einem Durchschnittswert von 3.3 beurteilt. Dies kann als relevante Grösse betrachtet werden. Jedoch scheint sich der Aufwand für die Mehrzahl der Befragten insgesamt in vertretbaren Grenzen zu halten. Allerdings berichteten Unternehmen aus den Bereichen «Architektur, Werbung, Grafik, Design, PR» sowie «Bau, Energie, Wasser, Bergbau» von einem deutlich höheren Aufwand bei Bewilligungsverfahren, was darauf hindeutet, dass allfälliger Handlungsbedarf insbesondere in diesen Branchen auszumachen wäre.

Schliesslich haben einige der befragten Unternehmen im Rahmen der Umfrage zusätzliche Standortfaktoren genannt, die sie als relevant einschätzen. Dazu gehörten beispielsweise eine gute Erreichbarkeit mit Privatwagen sowie die städtische Parkplatzsituation, die Universität oder Rahmenbedingungen der familienexternen Betreuung.


Weitere genannte zentrale Standortfaktoren

Nähe zur Natur (viele unserer MA spazieren über den Mittag) und Einkaufsmöglichkeiten.

Die Stellenmeldepflicht ist mühsam und bringt kaum etwas.

Erreichbarkeit mit PW, Parkplatzsituation.

Die Betreuungskosten sind einfach zu hoch, zu wenig Krippen-Angebote und teilweise sind Betreuungszeiten nicht zeitgemäss.

Stabile Politik. Andere Player unserer Branche am Ort Verkehrsdrehscheibe Basel.

Gesamtwirtschaftliches Umfeld ist ein wichtiger Faktor - Unser Unternehmen hängt von prosperierenden Unternehmen in der Region ab.

Ausreichend Parkplätze in der Stadt Basel.

Gute Verkehrsanbindung, Nähe von Logistik-Dienstleistungen.

Universität.

Steuersatz des Kanton Solothurn bzw. Gemeinde hinteres Leimental.

Anbindung an Autobahn, einfache schnelle Erreichbarkeit mit dem Auto für weiterweg wohnende Arbeitnehmende.

Quelle: Arbeitgeberbarometer 2023, eigene Erhebung

8.2 Aktuelle wirtschaftspolitische Themen

Zum Abschluss dieses Kapitels zeigen wir in Abbildung 8.3 die Einschätzungen der Befragten zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen. Als wichtigste politische Aufgabe erweist sich eine grundlegende Reform der beruflichen Vorsorge (BVG). Dieses Thema ist dicht gefolgt von der Einführung einer Individualbesteuerung, welche insbesondere die Arbeitsanreize für Zweitverdienerinnen und Zweitverdiener in Haushalten erhöhen soll. Beide Themen werden durchwegs ähnlich beurteilt, wenn auch grössere Unternehmen eine noch etwas höhere Wichtigkeit angeben als kleinere.

Im Vergleich zu diesen beiden Themen ist der Mindestlohn im Kanton Basel-Stadt weit abgeschlagen. Nur ein geringer Teil der Befragten scheint davon direkt oder indirekt betroffen zu sein, wie die niedrige Relevanz zeigt.

Abbildung 8.3: Aktuelle wirtschaftspolitische Themen

Schliesslich haben die Befragten noch weitere politische Themenfelder genannt, welche sie als wichtig erachten. Darunter finden sich beispielsweise die Gestaltung der Aussenbeziehungen der Schweiz, die Gesundheits- sowie die Verkehrs- und Energiepolitik.


Weitere genannte aktuelle politische Entwicklungen

Wohnschutzgesetzgebung - eine Katastrophe - Verslumung vorprogrammiert.

Investitionsquote öffentliche Hand.

Die öffentliche Hand ist nicht bereit, ‘gute’ Honorare zu bezahlen, um auch gute Qualität zu erhalten. Es werden jeweils die ‘billigsten’ Planer beauftragt ohne Referenzen etc.

Verkehrspolitik, verhindern des Verkehrs führt mittelfristig zu Wegzug der Unternehmen.

Die EU unternimmt viel, um in der Schweiz unsympathisch zu wirken. z.B. hat das Aufheben der MwSt. Freigrenze (als eines der wenigen Länder weltweit) eine direkte Auswirkung auf unser Geschäft gehabt. Die Nichtanerkennung von Schweizer Zertifizierungen ist ein weiterer Punkt. Ich würde hier mehr Flexibilität von Seiten der EU erwarten.

Gesicherte Energie- insbesondere Stromversorgung.

Handelshemmnisse, Zollregulierungen, Ukraine-Krieg (Absatzmärkte sind für unsere Kunden beeinträchtigt, wodurch auch wir als Zulieferant betroffen sind).

Ausufernde Bürokratie, z.B. neues Datenschutzgesetz.

Ausgabenpolitik des Bundes, Kanton, Gemeinden Bewilligungsverfahren ‘Willkürliche Rechtsanpassungen’.

Kantonal geregelte Tarife sollten automatisch an die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen (Teuerung und Umsetzung Pflegeinitiative) gekoppelt werden. Umsetzung der Pflegeinitiative zur Entlastung der Pflegenden (Mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen) müssen schneller umgesetzt werden oder vorabfinanziert.

Quelle: Arbeitgeberbarometer 2023, eigene Erhebung